Samstag, 24. Januar 2009

Cape Reinga / Dargaville, 24.01.09. Nach zuletzt erholsamen Naechten sowohl im Hostel als auch im Auto(!) sind wir direkt auf Cape Reinga zugesteuert. Die letzte Nacht im Hostel war noch von einer Begnung der unheimlichen Art gepraegt: Das gefaehrlichste Tier Neuseelands hat das Hostel heimgesucht. Es handelt sich dabei um eine Art der schwarzen Witwe, die aber in den seltensten Faellen toedlich ist, aber wohl "unertraegliche Schmerzen" verursachen soll. Leider und/oder zum Glueck war ich bei der Entdeckung schon zu Bett. Die Fahrt nach Cape Reinga war sehr aufregend. Mit meinem "Kiwi-Snapper" sind wir ueber den Ninety Mile Beach gejagt. An der Auffahrt ist ein Schild: 100 km/h. Das ist es. Eine echte Strandautobahn ohne Schnickschnack. Keine Markierungen, Notrufsaeulen, Toiletten, etc. Da faehrt man mit 100 Sachen an einem ca. 100km langen Strand laengs, muss aber gleichsam hoellisch aufpassen: Auf achtlose Moewen (die Hand ist an der Hupe!), das Wasser links, den tieferen Strand rechts, Strandgut, auf andere Autofahrer und vor allem auf kleine Wasserlaeufe, die das Wasser bestaendig in den Sand graebt. Wenn man so etwas mit 100 km voll erwischt wird es hart...Beim ersten Mal knallte unser u.a. Kochtopf an die Decke, beim zweiten Mal war es nur noch der Tintenfischkoeder. Die alternative Ausfahrt weg vom Strand stellt eine Art Wasserstrasse, d.h. einen kleinen Flusslauf, dar, den man ca. 5km noerdlich faehrt. Diese "Strasse" ist unbedingt nur mit 4WD und staerkerem Motor zu empfehlen. Links und Rechts bauen sich maechtige Sandduenen auf, die eine Hoehe von bis zu 150m erreichen. Und sie wandern. Total beeindruckend. Cape Reinga ist dahingehend sehr bedeutend, als dass es den noerdlichsten Punkt Neuseelands darstellt, die tasmanische See und der Pazifik sich hier treffen und dieser Ort fuer die Maoris auch eine grosse spirituelle Bedeutung hat. Uebernachtet haben wir am Abend mit dem Auto in einer Art Bauwagensiedlung, die von Maoris betrieben wird. Das war sehr interessant zu sehen, da einige Maoris tatsaechlich von dem Leben, was die Natur ihnen bereitstellt. Da liefen Schweine frei rum und morgens gingen sie im flachen Wasser mit Netzen fischen. Am Abend beschlossen Caro und ich zuegig wieder nach Auckland zu fahren. Wir fuhren dann eine Waldstrecke entlang, die den subtropischen Regenwald Northlands beheimatet. Hier stehen Kauri-Fichten mit einem max. Durchmesser von 16 Metern. Dieses besondere und ueberaus eindrucksvolle Exemplar mit einem geschaetzten Alter von 2000 Jahren ist dann aber auch wohl zu Recht zum "Lord of the Forest" deklariert worden. Auch hier spielt die Mythologie der Maoris eine wesentliche Rolle. Dazu irgendwann mal mehr. Zu Caro muss ich sagen, dass mir diese 10 Tage und Naechte 24 Stunden auf engstem Raum echt gereicht haben. Zwar haben wir eine gewisse Routine entwickelt, wenn es z.B. um die Respektierung der jeweiligen Interessen ging. Wenn wir in eine groessere Stadt, d.h. 7000 Einwohner plus X, gelangten, schaute sie nach Flip-Flops, Kettchen, Obst u. Gemuese; ich hingegen hielt nach Bier, Benzinpreisen und Koedern ("Hi, I go for big Kingfish. What bait can you get me?") Ausschau. Das war ok so. Daneben gab es aber viel Dinge, die nur mit grosser Anstrengung toleriert werden konnten. So fragte sie mich eigentlich jedesmal woher ich denn wisse, dass dort wo wir hinfahren etwas Interessantes. Die ersten Male erwiderte ich geduldig: "Schau, es steht auf den Schildern am Strassenrand." (So war es ja auch). Nachdem das wohl nicht ueberzeugend war, sagte ich spaeter dann: "Das wurde im Reisefuehrer beschreiben" (da stand es ja auch!). Irgendwann bin ich dann einfach wortlos zu den Sights gefahren und habe erstaunt getan: Oh, das ist aber schoen hier! Was das woh sein mag??!! Eigentlich ziemlich doof, aber nun ja. Viele Dinge die sie sagt, halte ich persoenlich fuer falsch oder bin mir absolut sicher, dass es nicht so sein kann, wie sie sagt. Wir haben nie ueber die grosse Politik geredet. Das ist auch ueberfluessig. Vielleicht lag es einfach auch an der Konstellation. Sie, Erzieherin, mehr als nur alternativ angehaucht, idealistisch mit grossem Hang zum Hedonismus und ich halt...Naja, ihr kennt mich ja ;-) Und dann spricht sie als Koelnerin eine Sprache, die meiner Muttersprache sehr aehnlich ist, die ich also nicht mehr lernen muss. Leider kann man nicht einfach das Radio anschalten um sich anderweitig zu unterhalten, einfach aus dem Grund, dass es, bei der duennen Besiedelung, kein flaechendeckendes Radioprogramm gibt. Der Vorbesitzer meines Autos muss in der Situation der medialen Enthaltsamkeit dermassen zur Verzweifelung gebracht worden sein, dass er sich zum Kauf der '99 Hit Single "Blue" von "Eiffel 65" als Kassette genoetigt sah. Morgen bin ich wieder in Auckland. Werde Caro absetzen, ihr dabei alles Gute wuenschen und dann meine Wohnung beziehen. Alles Weitere wird man sehen.

2 Kommentare:

  1. Hey Justus,
    endlich ein weiterer und langersehnter Bericht Deiner Tour. Voll interessanter Erfahrungen für Dich und für uns eine lebensnahe Schilderung. Ich / wir freuen uns, daß Du den Angriff der "schwarzen Witwe" nicht abwehren mußtest... So wie Kölsch kein Bier ist, so ist halt auch die Sprache. Viel Erfolg beim Start in Auckland.
    Deine FanGemeinde hofft auf weitere so erlebnisreiche Berichte.
    Hau rein Jürgen

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  2. hoffentlich liest Caro nicht in deinem block ;)

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