Montag, 30. März 2009

Auckland, 30.03.09. Das Quiz ist beendet und zunaechst moechte ich meine Freude ueber die Teilnahme von ueber 40 Personen zum Ausdruck bringen: Toll und bitte weiter so :-) ! Nun zur richtigen Antwort. Sie lautet...Mitsubishi Legnum! Ein unaufaelliges Vehikel. Die ueberwaeltigene Mehrheit, die glaubt, dass Wynton nicht im Besitz eines Fuehrerscheins ist, lade ich hiermit herzlich nach Auckland zu einer Competition ein: Es gilt im Rahmen eines Urlaubs in einer der flaechenmaessig groessten Staedte der Welt und dazu noch ohne funktionierenden Nahverkehr, mindestens 5 muendige Kiwis zu treffen, die keine Fahrerlaubnis besitzen... Viel Glueck dabei! :-) Martin und ich waren am Wochenende beim Rugby. Ein normales Ligaspiel. Trotz mangelhafter Regelkunde meinerseits empfand ich das Geschehen auf dem Platz als ueberaus spannend. Was ein bisschen seltsam war ist die fehlende Stimmung. Der Weg zum Stadion glich mehr dem Marsch einer 35.000 Personen umfassenden Trauergemeinde. Ferner ist der Besucher angehalten waehrend des Free-Kicks die Stille zu bewahren. Und groesstenteils kommen die Besucher dieser seltsamen Aufforderung auch nach. Mit meinen sorgsam vorbereitetenden Schimpftiraden ueber Referee und Gegner musste ich mich dann auch entsprechend zuruecknehmen. Etwas ernuechtert liess ich meinen Blick ueber die schweigende Masse im Rund des Mount Eden Parks schweifen. Die Kapazitaet des groessten Stadion des Landes wird derzeit nochmal erweitert, so dass mit Beginn des Rugby-World Cup 2011 nahezu 60.000 Menschen u.a. das Endspiel hier verfolgen werden. Am Ende verlor der Lokalmatador, die Blues, gegen ein Team aus Australien mit 22:27. Die Zuschauer verliessen das Stadion trotz Alkoholausschank wie sie es betreten hatten - nahezu schweigend. Bei einem Spiel der All Blacks soll es aber ganz anders zugehen. Dieses steht auf meiner To-Do-Liste fuer Neuseeland auch ganz weit oben. Martin und ich sind danach auf eine Party von einem deutschen Paerchen gefahren, wo es alleine aus dem Grund sehr nett war, da hier viel mehr Kiwis (und weniger Deutsche) anzutreffen waren als angenommen. Am naechsten Tag stand zum letzten Mal in diesem Term der Kiwi-Kick auf dem Programm, was mich nicht davon abhalten konnte am Abend wieder loszuziehen. Am Sonntag hat sich unsere WG fuer die Dauer einer Woche auf 5 Personen erweitert. Meike hat Besuch aus Deutschland bekommen. Er heisst Philipp, spricht lustig schwaebisch und ist hier unterwegs um auf neuseelaendische Anhoehen und Berge zu steigen. Jedem das Seine. Heute hatte ich mit Wynton ein sehr interessantes Gespraech. Es ging um den Glauben. Dazu muss man wissen, dass Wynton ein praktizierender Christ ist und dies tagtaeglich, wenn auch nicht offensichtlich, lebt. Aufgrund seiner (selbsterarbeitetenden) privilegierten Stellung in der Gesellschaft ist er davon ueberzeugt etwas davon zurueckgeben zu muessen. Dies aber stets ohne dabei missionarisch zu wirken. Ausdruck dieses Wirkens ist u.a. das "Soccer for Life" Programm. Ich fragte ihn woher dieser Glauben herruehrt und da erzaehlte er von seinen Anfangsjahren als Profi, der wilden Zeit und wie er dann bereits im Alter von 24 Jahren jemanden von der Heilsarmee getroffen hat, der eine tiefgreifende Wandlung in sein Leben brachte. Automatisch reflektierte ich im Gedanken meinen Lebensweg. Rueckblickend auf mein Dasein als Student glaube ich nicht, dass man mich mit 24 Jahren vom "Leben" haette abhalten koennen. Hmmh. Aber ohne alle Details zu kennen, ich denke er hat in der Tat ausgiebig gelebt und hat schon immer eine tiefe Ueberzeugung fuer den Glauben in sich getragen. Es kam wie es kommen musste. Am Ende des Gespraechs fragte er: "Bist du glaeubig, Justus?" Oh ,dachte ich, vielleicht ist das nun wohl so etwas wie eine unbeabsichtigte Fangfrage. Viel Zeit zum Antworten hatte ich nicht und vor allem musste es ueberzeugend sein. Sollte ich ihm erzaehlen, dass ich vor meiner Abreise aus der Kirche ausgetreten bin. Besser nicht. "Die Kirche in Deutschland ist anders als die die in Neuseeland", versuchte ich es diplomatisch. Wynton sah mich kurz an. "Ja stimmt, ich denke die Kirchen hier bieten eine andere Art von Gemeinschaft. Vielleicht eine Bessere." Ein inneres Laecheln durchfuhr mich.

PS: In Kuerze wird es wieder ein neues Quiz geben.

Dienstag, 24. März 2009

Eine gute und schlechte Nachricht vorweg. Zuerst die gute Nachricht: Ich habe hier eine echt gute Fussballtruppe gefunden, bei der es mir gleich richtig Spass macht Fussball zu spielen. Die schlechte Nachricht: Mein erstes Training wird auch mein Letztes sein. Grund: Der rege Feierabendverkehr infolge des Nichtvorhandenseins oeffentlicher Verkehrsmittel ist einfach nicht akzeptabel. Irgendwann schrieb ich, dass man hier laechelnd im Auto sitzt. Das tue ich schon laenger nicht mehr. Es faellt schon schwer nach 45min. Fahrt Stossstange an Stossstange voller Enthusiasmus und schwungvoll aus dem Auto zu huepfen und mit Training zu beginnen. Ueberhaupt aergert es mich schon, dass eine so fortschrittliche Nation nicht in der Lage ist, einen funktionierenden oeffentlichen Nahverkehr einzurichten. Ueber die Busse lacht man hier und das Wort "Subway" existiert nur in Zusammenhang mit amerikanisierter Nahrungsaufnahme. Die Strassen sind eigentlich immer voll. Infolgedessen habe ich mich dann einem anderen Fussballverein angeschlossen, der mit seiner 1sten Mannschaft in der 2ten neuseelaendischen Liga spielt. Mit der 1sten Mannschaft habe ich dann auch trainiert...Nach dem Training bin ich zum Coach und habe ihm offenbart was eigentlich niemandem entgangen sein duerfte: Coach, das war eine Nuance zu schnell fuer mich! (Wann trainiert eigentlich die 2te oder 3te Mannschaft?!) Vielleicht ist es an dieser Stelle mal an der Zeit ueber die Struktur und Qualitaet des Fussballs in Neuseeland aufzuklaeren: Es gibt genau 1 echte Profimannschaft, "Wellington Phoenix". Dieser Verein spielt in der australischen ersten Liga. Fuer ueberzeugte Fans, die zu den Auswaertsspielen reisen, muss das immer eine Mordsgaudi sein...Es folgt die eigentlich hoechste Liga in Neuseeland, die New Zealand Football Championship (NFZC) mit 8 halb-professionellen Teams. Die 2te Liga stellen 7 unabhaengige Regionalverbaende dar, wobei die Region Auckland die spielstaerksten Mannschaften stellt. Im Vergleich zu Deutschland hat die NFZC in etwa die Qualitaet der Regionalliga, maximal der Dritten Liga. Die Regionalverbaende (hier spielend u.a. mein derzeitiges Team "Onehunga Sports") beanspruchen in etwa die Qualitaet von Oberligateams. Wellington Phoenix wuerde vielleicht in Deutschland in der 2ten Liga gegen den Abstieg spielen. Trotz dieses Nivaus ist es erstaunlich, welchen Stellenwert dem Sport respektive dem Fussball hier innewohnt. Diese zeigt eine Erfahrung in dieser Woche bei meinen Maedels: Fuer die 1ste Schulmannschaft wird eine nachweisbar gute Torhueterin gesucht, die infolge ihres sportlichen Koennens keine teuren Schulgebuehren bezahlen muesste und voruebergehend eine gestellte Unterkunft erhaelt. Auf Nachfrage gilt dies auch fuer deutsche Kandidatinnen. Was wuerden die hier wohl fuer geeignete Rugbyspieler machen...?! Was gab's noch? Hallenfussball! Frei nach dem Motto: "Winning isn't everything, it is the only thing!" bin ich ins Spiel rein. Und was ist passiert? Wir haben unser erstes richtiges Hallenfussballmatch verloren!! Ein empfindlicher Schlag auf dem Weg zur anvisierten Titelverteidigung. Meine Wenigkeit hat fuer eine Halbzeit den Weg ins Tor gefunden und nach 2-3 echten guten Paraden (objektiv!) hab ich mich schon wie die Katze von Mount Eden gefuehlt. Geholfen hat es leider nicht, denn 11:9 haben wir schlussendlich verloren. Man kann verlieren, aber nicht so! Der Beginn der Woche lief dann aber sehr zufriedenstellend. Am Ende jedes Terms werden die Kids auf ihre fussballerischen Faehigkeiten hin getestet. Da gibt es ja nach Begagbung Zertifikate in Bronze, Silber, Gold und Platin. Wynton kam ueberraschend zu einer Durchfuehrung und hat diese dann auch selber geleitet. Er war zufrieden mit den Darbietungen der Kleinen, hat sich lobend ueber ihre Leistung geaeussert und mich als verantwortlichen Trainigsleiter damit ausdruecklich miteinbezogen. Das war schon schoen. Am Ende eines Trainigs hat mir noch eine Mutti eine Suessigkeitenbox zukommen lassen. Es war die Mutter des Jungen, welchen ich letzte Woche kurzzeitig von dem Trainingsbetrieb ausschliessen musste. Ist doch super wenn man fuer seine Leistungen eine Anerkennung erhaelt ;-)

In eigener Sache: Einer meiner engsten Buddies, Patrick "Paddy" Ziebke, hat den Relaunch seiner Hompepage vollzogen und in diesem Zusammenhang, anfangs unwissentlich meiner Person, diesen Blog hier empfohlen. Nun moechte ich gleichsam auf seine Internetpraesenz aufmerksam machen. Nicht weil ich ihm das schuldig bin, nein, denn neben dem ansprechenden Layout hat sie - wie ich finde - auch eine inhaltliche wenn auch sehr politische Tiefe und sein Schreibstil erreicht ein hohes Niveau. http://www.ziebke.net/blog

Desweiteren freue ich mich sehr ueber die rege Teilnahme am Quiz :-)

Samstag, 14. März 2009

Auckland, 18/03/09. Eigentlich sollte der Anfang dieses Blogeintrags dem beginnenden Herbst auf der suedlichen Hemisphere gewidmet sein, aber da diese Woche und insbesondere der heutige Tag nochmal sehr heiss war, faellt es schwer ueber kuehlere Naechte und feuchtere Tage zu schreiben. Nach insgesamt 4 Stunden auf dem Platz (After School Coaching + Soccer for Life) und Bueroarbeit war auch die groesste Belohnung, die ich mir selber machen konnte, ein grosses Schokoeis und eine ausgiebige Dusche. Gestern war ich mit Meike und Martin unterwegs. Der Anlass war der St. Patrick's Day, dessen Bedeutung mir voellig unklar ist, aber der grosszuegige Genuss von alkoholischen Kaltgetraenken scheinbar verpflichtend ist. Tja, und bevor ich mich schlagen lasse ;-) Es war also entsprechend zuenftig. Aber die Kids waren, auch ohne meinen morgendlichen Blutalkoholwert zu kennen, echt lieb. Nur gestern habe ich einen Jungen vom Platz stellen muessen, da er sich gegenueber seinem Mitspielern und mir sehr unruehmlich verhalten hat. Nach einer laengeren Zwangspause und einer Entschuldigung ans Team durfte er weitermachen. Am Ende des Trainings habe ich trotzdem das Gespraech mit der Mutter gesucht, da es leider nicht die erste Verhaltensauffaelligkeit war. Insgesamt sind die Kids aber lieb und man kommt zunehmend besser rein. Man kennt sich langsam, weiss um die Staerken und Schwaechen Einzelner und kann so ein Training mit individuellen Elementen konzipieren. Am meisten Spass habe ich Montags mit meinen Maedels. Das Training mit ihnen inspiriert mich. Aufgrund ihrer Reife, ihres Ehrgeizes und dem offenkundigen Spass am Fussball fordern sie meine Kreativitaet jede Woche aufs Neue heraus. So kam es dann auch, dass ich in einer Trainingspause mit frustierten Blick auf die vielen verschossenen Baelle, die sich in den umliegenden Bueschen befinden haben mussten, gerade darueber nachdachte, was zu optimieren sei, als es leicht von hinten an meiner Trainigsjacke zupfte. Es war die junge Holly Barnes, die mit ihrer Freundin Becky Blain mich - mit grossen Augen anschauend - fragte, ob ich ihnen das "side tackling" zeigen koenne. Da ich nicht gleich wusste was sie meinten demonstrierten sie es mir...Es war der Versuch einer Graetsche! Es liegt so nah, aber daran habe ich wirklich nicht mehr gedacht: Ein deutscher Fussballcoach, selbst nur mit limitierten fussballerischen Faehigkeiten ausgestattet, der aber "Abwehr gelernt" hat, sollte als guter Trainer in der Lage sein, die Bedeutung und die korrekte Ausfuehrung der (deutschen) Graetsche an die wissbegierige Fussballjugend weiterzugeben. Die Graetsche in Perfektion hat u.a dazu beigetragen den deutschen Fussball in der Welt zu einer Art Erfolgsmodell zu etablieren. Ich dachte an Wynton. Er erzaehlte uns von einem wichtigen Spiel Bremen gegen Neapel, wo Uli Borowka von Otto Rehagel die Order bekam, dem Diego Maradonna den Spass am Fussball zu nehmen. So kam es auch. Der Nicht-Fussballer Borowka hat dem Fussballgenie Maradonna in dessen ureigenen Spiel quasi entwaffnet. Es gibt viele Beispiele, wo die vermeitlich besseren Fussballer erfolglos gegen eine "deutsche Wand" angelaufen sind. Warum sollte ein Team bestehend aus Kiwis das Abwehrspiel nicht auch beherrschen koennen? Darueber wird noch berichtet werden. Am Sonntag stand ich das erste Mal gegen Wynton in der Halle auf dem Platz. Es existiert hier eine Hallenliga, dessen Meister am Ende der Saison wohl immer eines der WYNRS-Teams ist. Nun standen sich WYNRS 1 gegen WYNRS 2 gegenueber. Bis in die Haarspitzen war ich motiviert. 8:8 haben wir gespielt und unerklaerlicherweise habe ich Rumpelfuss 3 Tore fuer unser Team geschossen!! Wie auch immer. Am Beeindruckensten war es aber schon einen begnadeten Techniker wie Wynton bei der Arbeit zuzusehen. Waehrend mein Akku auf 110 Prozent lief, hat er vielleicht mit 40 bis 50 Prozent gespielt. Als Chef vom Ganzen liegen ihm beide Mannschaften am Herzen, so beschraenkte er sich darauf "nur" die Tore fuer sein Team vorzubereiten UND er verliert einfach so gut wie gar keinen Zweikampf. Ein sensationell gutes Dribbling. Mit seinen 46 Lenzen brachte er unsere jungen Abwehrreihen wiederholt in Verlegenheit. Was gibt's noch? Wir haben ein neues Gesicht bei WYNRS. Er heisst Chris, ist 30, Englaender und er hilft uns ab sofort immer mal wieder als Trainer aus. Er hat ein Faible fuer Deutsche, da er im Alter von 9 Jahren von einem Deutschen vor dem sicheren Ertrinken gerettet wurde. Am Wochenende bin ich mit ihm feiern gewesen. Er ist netterweise gefahren. Da ich mir aber anfangs partout keinen Englaender vorstellen konnte, der mit dem eigenen Auto am Wochenende in ein Pub faehrt und es nach Stunden wieder nuechtern verlaesst, beschlich mich beim Einsteigen ein mulmiges Gefuehl. Es war aber ok. So, nun werden Meike und ich gleich den Fisch verspeisen. Sie hat ihn liebenswerterweise ausgenommen und zubereitet, insofern ist sie herzlich eingeladen von dem "grossen Fang" mitzuessen. Was wir nicht schaffen muessen wir dann wohl oder uebel wieder einfrieren oder an Martin und Leon verteilen ;-))

Donnerstag, 12. März 2009

Auckland, 12.03.09. Mein Blick erhaschte gerade noch die untergehende Sonne bevor sie einem Meer aus dichten Wolken hinter den bunten Lichtern Aucklands verschwand, als es in meiner rechten Hand zuckte. Es ist mir kein unbekanntes Gefuehl. Die Angelsehne, die sich schon bei leichtem Kontakt bewegt, deutet jede noch so nichtige Aktivitaet im Wasser an. Fast beilaeufig richtete ich also meinen Blick auf die Angel und stellte fest, dass das Zucken merklich anhielt. Die nun in mir aufkommende freudige Erregung stieg, als sich das Zucken beim Einholen des Koeders zu einem mehr oder wenigen kraeftigen Ziehen verstaerkte. Kurze Zeit spaeter lag der Fisch auch schon wild zappelnd vor mir. Die freudige Erregung wich sogleich einem gewissen Respekt vor der sich nun zwangslaeufig anbahnenden naechsten Aktion. Schwach erinnerte ich mich an die Worte eines Asiaten, den ich bei einem meiner ersten Angelausfluege fragte, wie ich den einen Fisch toeten solle. Leicht belustigt, wohl ob der seltsamen Frage eines "Angelkollegen", riet er mir, in gebrochenen Englisch, in den Kopf des Fisches zu stechen. Mit zusammengekniffenen Lippen und halb geschlossenen Augen tat ich nun wie mir damals geraten. Schoen ist etwas anderes, aber zumindest war ein Fisch gefangen und erlegt worden, ueber dessen Groesse, Wehrhaftigkeit und Gattung nicht an dieser Stelle berichtet wird ;-) Aber nun von vorne. Die Emotionen am Sonntag waren gross als Franzi nach 3 Wochen Neuseeland zurueck in die Heimat geflogen ist. Zu schoen waren doch die Erlebnisse und Erinnerungen an die tolle gemeinsame Zeit. Irgendwie faengen manche Sachen jetzt wieder von vorne an. Neulich hat mir Wynton ungefragt ein hochwertiges Jersey aus seiner Privatkollektion mit der Schriftzug "Oceania Player of the Century" auf der Brust vermacht. Nebenbei sieht es auch noch verdammt gut aus. Ohnehin festigt sich mein bislang sehr guter Eindruck. Wynton ist sich auch nicht zu schade minutenlang im Buero eine Ballpumpe zu suchen und dann mit meinen Namen zu beschriften. Auch diese Woche waren wir wieder fuer "Soccer for Life" im Einsatz. Die betreffenden Schulen befinden sich ausnahmslos im armutsgefaehrdeten Sueden Aucklands. Schulen in Neuseeland unterliegen einem umfassenden Ranking, wobei eine 1 vielleicht der Ruetli-Schule in Berlin-Neukoelln gleichkaeme und die 10 einer Privatschule hoechsten Ranges entspricht. Nach diesem Ranking wird von uns keine Schule ins Programm aufgenommen, die ueber eine 4 hinauskommt. Ein besonderes Amuesement ist immer die anfaengliche Raterunde, wo es darum geht rauszufinden aus welchen Land Coach Justus (ausgesprochen: Justice) den stammen wuerde. Bis auf Asien wurden alle Kontinente genannt. Die Klassiker sind bislang USA, Frankreich, Russland(!) und Italien. (Die Kinder, welche meinten ich kaeme aus Jamaika oder Afrika nehme ich nur noch kurz beseite beim naechsten Mal). Bei "Soccer for Life" erfolgte auch mein erster grosser Auftritt: Nach dem Soccer-Training habe ich vor einer kompletten Schulklasse samt Lehrerin ueber Werte wie Ehrlichkeit, Respekt, Gemeinschaft, innere Staerke, etc im Zusammenhang mit Fussball gesprochen. Das wuerde mir schon auf deutsch nicht so einfach ueber die Zunge gehen, aber irgendwie lief es. Nun zur Aufloesung des Quizes. Die Antwort heisst: Juergen Kohler. Gefuerchtet auch deshalb, weil sich Kohler bei den direkten Duellen in diversen Aufeinandertreffen laut Wynton mit Vorliebe auf den Fuessen der gegnerischen Stuermer als auf dem Rasen aufgehalten hat und auch die Haende nicht von einem lassen konnte.

Samstag, 7. März 2009

Auckland, 07.03.09. Eine wichtige Neuerung ist noch nachzureichen: Am Montag ist eine neue Mitbewohnerin eingezogen. Denise hat unsere WG verlassen, nachdem sie sich nach langen Suchen fuer den Kauf einer Doppelhaushaelfte in Aucklands schoenen Norden entschieden hat. Sie war und ist eine sehr patente offenherzige Dame mit der ich mich gerne ausgetauscht habe. Unsere neue Flatmate heisst Meike. Sie ist 23 und kommt aus (Sued)deutschland...Kein Kommentar dazu. Ich werde mich auch nicht ueber etwaige als subjektiv negativ empfundene Verhaltensweisen auslassen, da Meike eher im Verdacht steht meinen blog zu lesen als seinerzeit Caro. Also ist die liebe Meike eine ganz ganz Tolle und die umgaenglichste Person ueberhaupt ;-) Im Ernst, sie macht wirklich einen guten Eindruck. Meike studiert Umwelttechnik und schreibt, wie Martin, ihre Diplomarbeit in Auckland. Aber nicht an der Universitaet sondern bei einem oertlichen Energieerzeuger. Nur stellte sich fuer mich die Frage, warum sich unser Vermieter Leon 3 gleichsprachige Leute in sein Haus holt? Trotz aller Bemuehungen in seiner Gegenwart englisch zu sprechen waere es fuer mich in vergleichbarer Situation z.B. nicht akzeptabel, wenn ich hinterm Ruecken nur spanisch verstehen wuerde. Aber ok. Momentan ist es sehr nett Zuhause. Wenn Franzi und ich bspw. gerade im Begriff sind eine Flasche Wein zu koepfen, setzen sich Meike und Leon gerne mit dazu und wir plaudern munter drauf los ueber alles Moegliche. Martin hat von der Uni fuer 2 Wochen frei bekommen und befindet sich derzeit auf der Suedinsel. Er ist nach wie vor ein dufter Typ ueber dessen Anwesenheit ich ein Stueck weit dankbar bin. Bei Leon hat sich etwas getan. Er gehoert zu der Sorte Mensch, die ihr Herz und ihre Gedanken nicht auf der Zunge tragen, aber die Art und Weise wie er neuerdings etwas sagt, verraet seine veraenderte innere Haltung. Ich muss zugeben, dass ich ihn anfangs fuer einen Eigenbroedler gehalten habe, eine Art introvertierter Typ, der nicht viel Wert auf menschlichen Umgang legt, nur redet wenn es sein muss, sich tagsueber in seinem Zimmer einschliesst und eigentlich nur hofft das Ruhe im Haus ist und die Miete puenktlich gezahlt wird. Offenkundig war die Einschaetzung falsch und/oder es hat die beschriebene Verhaltensveranderung eingesetzt. Der Eindruck draengt sich auf, dass Leon insbesondere ueber den Auszug seiner Mutter eine gewisse Erleichterung verspuert. Was ich auch erst kuerzlich erfahren habe: Er spielt Theater, musiziert (Gitarre und Keyboard) und uebt ferner diverse Sportarten aus. Und wenn er sich spontan Abends zu uns an den Tisch setzt, lacht er und fragt uns Dinge und ist interessiert an deutschen Geschichten. Wir sind auf dem allerbesten Weg mehr als nur eine Zweckgemeinschaft zu sein. Kurzum: Es ist ein gutes Gefuehl von der Arbeit nach Hause zukommen. Heute ist der letzte Tag bevor Franzi morgen nach Deutschland zurueckfliegt. Zum Abschluss hat sie sich noch etwas ganz ganz Besonderes ausgedacht: Wir werden heute unsere letzte Nacht in einer Suite in einem 4 Sterne Plus Hotel im Herzen Aucklands mit Blick auf den Hafen und Harbour Bridge verbringen. Wow! So fantastisch das klingt, so gerne wuerde ich dieses Ereignis vor mir herschieben...

PS: In der Sidebar findet ihr ein Quiz. Es ist nicht einfach, trotzdem bitte ich um rege Beteiligung. Viel Spass.

Mittwoch, 4. März 2009

Auckland, 04.03.09. Es war am Montag gegen Mittag und die Sonne schien heiss durch die grossen Fenster im Buero als Ozeaniens Fussballspieler des Jahrthunderts in Erscheinung trat. Fuer jemanden der ihn noch aus aktiven Zeiten kennt ist Wynton "Kiwi" Rufer auch als durchtrainierter leicht graumelierter Mittvierziger einfach unverkennbar. Mit kraeftigen Haendedruck stellte er sich vor. Er musterte mich kurz und fragte dann in einer lustig anmutetenden aber grammatikalisch perfekten Synthese aus Schwizerdütsch und Hochdeutsch: "Kannst du der Halle Fussball spielen?" Hmmh, seltsame Einstiegsfrage dachte ich, unter freiem Himmel geht es auch wollte ich antworten, beliess aber bei einem knappen "Ja". In den naechsten Stunden kamen wir mehrfach ins Gespraech. Er fragte mich immer mal wieder persoenliche Dinge, was ich als durchaus angenehm empfand. Nachdem ich ihm erzaehlte, dass ich die Suedinsel noch nicht kennen wuerde, bot er mir eine Unterkunft in Queenstown an. Grossartig. Wynton verbrachte auch die folgenden Tage im Buero. Wenn er dann seine Fussballphilosphie darlegte, Annekdoten aus Bremer Zeiten und ueber Otto Rehhagel preisgab und ueber aktuelle Geschehnisse im Fussball plauderte, klebten wir foermlich an seinen Lippen. Meine gesamte Sofaschlaeue war gefordert als er mich fragte, warum der Hamburger SV so erfolgreich spielt. Spaeter hielt ich ihm eine Statistik mit seinen Karriere-Daten unter die Nase und fragte, ob er zufrieden damit sei, verwies er nur stolz auf sein damaliges Gewicht und die lediglich 2 gelben Karten im Laufe seiner Bundesligakarriere. Neben seiner Fussballakademie betreibt Wynton eine kleine Marketingfirma, die derzeit damit beschaeftigt ist ein Fussballspiel zweier europaeischer Top-Clubmanschaften vor bestenfalls 69.000 Zuschauern in Neuseelands groesstem Stadion zu organisieren. In gewisser Weise kann man schon sagen, dass Wynton hier in fussballerischer Hinsicht eine aehnliche Rolle spielt wie Franz Beckenbauer in Deutschland. Dadurch, dass der Fussball noch(!) eine marginale Rolle spielt, ist seine Bekanntheit und seine gesellschaftliche Rolle natuerlich relativ bedeutend geringer, aber er gilt als DAS sportliche Fussball-Aushaengeschild. In seiner Rolle als FIFA-Botschafter bereist Wynton staendig Laender und unterhaelt Netzwerke und auch Freundschaften auf der ganzen Welt vor allem in Deutschland. Trotz seiner Errungenschaften ist er ein total sympathischer Typ geblieben, dem offenkundig ein offener, fairer und respektvoller Umgang sehr wichtig ist. Bald will er mit uns, dem WYNRS-Team, eine Bootstour machen. Heute war ich das erste Mal bei "Soccer for Life" dabei. Das ist ein Programm von WYNRS, dem die Philosophie zugrunde liegt, dass auch den vom Leben benachteiligten Kindern die Moeglichkeit gegeben werden soll unentgeltlich Vereinssport zu betreiben. Dabei werden den Kids auch Werte, sog. "Life Values" vermittelt. Durchgefuehrt wird das von einer Art Streetworker und Fussballtrainer in Personalunion. Er heisst Rush und ist praedestiniert fuer den Job. Zwei Stunden haben wir an einer Schule mit den Kindern trainiert. Dort war u.a auch ein stark verhaltenauffaelliges Kind, welches eine Art Psychologen dabei hatte, damit es nicht auf andere Kinder losgeht. Natuerlich kriegt genau dieses Kind auch noch den Ball voll ins Gesicht geschossen...Zum Glueck hatte dies weder fuer ihn noch fuer den Schuetzen Folgen. Franzi ist den ganzen Tag ueber in Auckland unterwegs. Sie hat sich dagegen entschieden fuer 2-3 Tage nach Northland zu reisen, u.a. deswegen weil wir so mehr Zeit fuer einander haben. Die wenige Zeit die uns nun nur noch bis zu ihrer Abreise bleibt nutzen wir Abends fuer traute Zweisamkeit oder interessante Aktivitaeten, wie etwa der Besuch einer Eisbar mit -5 Grad Innentemperatur. Endlich mal Kaelte ;-)