Dienstag, 28. April 2009

Auckland, 28.04.09. In leichter freudiger Erwartung aber doch entspannt lehnte ich am kraeftigen Holzgelaender der Veranda und beobachte noch wie der lauwarme Herbstwind die umliegenden Bambusstraeucher in fluechtige Bewegungen versetzte. Als ich dann den Kopf langsam in den Nacken legte, kam ein leichtes Kribbeln auf. Es war einer der wenigen Momente, in denen ich die ferne Heimat foermlich schmecken konnte. Es war ein Holsten, welches mir die Kehle runterlief. Und es war gut. Einen Grund fuer diese Belohnung gab es nicht. Vielleicht habe ich mich einfach an den Gewohnheiten hier erfreut. Es ist irgendwie lustig und seit Wochen jeden Sonntag Abend das Gleiche: Zwischen 18.30h und 19h betrete ich die Tankstelle meines Vertrauens, zahle 55$ fuer Benzin und der freundliche Tankwart arabischer Herkunft fragt mich wie mein Wochenende war. Es war grossartig ("awesome"), wie immer natuerlich entfaehrt es mir. Wie denn seins gewesen sein, moechte ich im direkten Gegenzug wissen. Die Anwort kenne ich schon. Er muss jedes Wochenende durcharbeiten. Tja. Neulich war ich im North Harbour Stadium und habe mir das Spiel der U17 Nationalmannschaft Neuseelands gegen Fidschi angesehen. Klingt exotisch, ist es auch. Es ging um die Ozeanienqualifikation fuer die U17 WM im November in Nigeria. Nach dem 2:0 ist Neuseeland qualifiziert. Das kann man als Erfolg festhalten. Mal was anderes. Der Wetterbericht ist ein Politikum. In diesem Land nimmt der Tourismus eine zunehmend wichtigere Rolle ein und da die Kiwis im Allgemeinen auch ein ausgesprochenes reisefreudiges Volk sind, ist die Wettervorhersage von besonderer Bedeutung. So geschah es in der Vergangenheit nicht nur einmal, dass lokale Wetterstationen auffaellig sonnige Aussichten prognostizierten, was viele Kiwis und Touristen in die entsprechende Regionen lockte. Die Vorhersagen entprachen aber leider oftmals nicht der Realitaet, der Rest der Landes muckierte sich und es dreaengte sich der Eindruck auf, dass dies nur im Sinne des lokalen Fremdenverkehrverbandes erfolgte. Seitdem ruehmen sich einzelne Wetterstationen damit "neutral" zu sein. Putzig. Letzten Samstag war ANZAC Day. Dieser Tag bezeichnet in Australien und in Neuseeland einen hohen Feiertag, der an die australisch-neuseelaendischen Gefallenen des 1sten Weltkriegs erinnert. Hierzu gab es eine Reihe von Gedenkefeiern im Land an das Ereignis, welches nunmehr 90 Jahre her ist. Bemerkenswert ist, dass damals unglaubliche 10 Prozent(!) aller Maenner Neuseelands in einen Krieg auf der anderen Seite der Welt gezogen sind. Auch in den folgenden Jahrzehnten und bis heute hat ausnahmslos jede neuseelaendische Regierung gruenes Licht fuer Truppen gegeben, die in den Kriegen der "grossen Bruedern" rund um den Globus eingesetzt wurden. So kaempften Kiwis fern ihrer Heimat in Europa, Vietnam, Korea, Afghanistan und im 2ten Golfkrieg. Auch heute sind Truppen an vielen weltweiten Brennpunkten stationiert. Der inoffizielle Grund fuer diesen aufopferungsvollen Einsatz sind garantierte Absatzmaerkte fuer neuseelaendische Erzeugnisse in den USA und Grossbritanien...Der letzte offizielle Feiertag der mich dann dankenswerterweise noch ereilt, ist das ueberaus freudige Ereignis von dem Geburtstag der Koenigin ("Queens Birthday"). Toll. Was war noch? Ich muss mein Muschelkonsum einschraenken. Neulich hat mir Leon offenbart, dass der Kompost nicht fuer die Menge an Muschelschalen konzipiert sei, die ich woechentlich konsumiere. Hmmh. Und die Schweinegrippe hat in Neuseeland Einzug gehalten. Hoffentlich nur kurzfristig. Vom Hallenfussball berichte ich naechstesmal wieder. Nun zum Quiz. Ganz offentsichtlich stellte diese Frage mit ihren scheinbar mehreren plausiblen Antwortmoeglichkeiten eine groessere Herausforderung dar. Klos sollte so lange wie moeglich stehenbleiben, dies ist die richtige Antwort. Wynton hat bei der Ausfuehrung seiner Elfmeters drauf gewartet, dass der Torwart fruehzeitig springt. Blieb dieser lange stehen (was selten passierte) war Wynton gezwungen zu agieren. Dies bedeutete praeziser und haerter zu schiessen, was ein erhoehtes Risiko beinhaltete.

Sonntag, 19. April 2009

Auckland, Melville Park, 19.04.09. Der Tagestrip ueber Ostern nach Waiheke Island war ein kleiner Rueckschritt. Ein Rueckschritt deshalb, weil die persoenliche Bestrebung nach ueber drei Monaten in Auckland darin liegt, den "Kiwi-Style" zu erleben. In den Fall muss man sich von ueberflussigen und touristischen Anziehungspunkten fernzuhalten. Und wenn schon, dann haette ich es viel frueher machen sollen. Nach der 40 minuetigen Faehrfahrt sass ich nun im Bus mit laermenden Europaern, sich hastig umguckenden Indern, herumtobenden Kindern. Wir wurden an die andere Seite der Insel gekarrt. Der Versuch die Geraeuschkulisse waehrend der Fahrt mittels meines I-Pods zu uebertoenen scheiterte klaeglich. Auf dieser vor Auckland liegenden Insel gibt es zwei Sachen von Interesse: Straende und Weinanbau. Das war's. Mit der Haeufigkeit meiner Strandbesuche, niedergeschrieben im Lebenslauf, muesste das Berufsziel "Rettungsschwimmer" lauten. Und da ich mich auch nicht (schon wieder) betrinken wollte, zumindest nicht mit Wein, blieb mir nur der Rueckzug in eine Brasserie. Der Genuss eines Riesenmuffins dort vermochte dann doch noch meine Stimmung zu heben. Ostern war insgesamt sehr annehmlich. Eine Nacht verbrachte ich Snells Beach, wo Meike mich ihren neuseelaendischen Freunden vorstellte. Es wurde ein ueberaus geselliger Abend. Leider ist es immer das Gleiche: Wenn man Kiwis trifft, die schon mal in Deutschland waren, kennen sie meistens nur Frankfurt (Flughafen) und den Grossraum Muenchen. Tags drauf ging es zum Dinner. Das war ebenfalls sehr nett. Der Gastgeber, Robert, ein stattlicher Mann aus Tonga, sitzt im Board (Aufsichtsrat) bei WYNRS und verfuegt scheinbar ueber ausgezeichnete Kontakte. Seine Frau erquickte sich an den mitgebrachten Blumen und bei einem Glas Wein kamen wir gut ins Gespraech. Er reichte den Gaesten, einem Freund und mir, traditionelles Essen aus seiner Heimat: roher Fisch im Salat, Kumara, Fleisch und noch andere Sachen. Es war lecker! Ehrlich. Anschliessend erfreute Robert uns mit einer Diashow mit Bildern eines Urlaubs und aus seiner Heimat. Sehr interessant. Am Ende laechelte er und sagte, wenn denn jemand gewillt sei dem Fussball dort zu helfen, werde er sicher mit offenen Armen empfangen. Die Nationalmannschaft z.b. sei dort nicht so aufgestellt, so dass sie im letzten direkten Duell gegen Neuseeland 20:0 verloren haben. Himmel! Es muss auf der Insel grauenhaft zugehen! Fussballerisch. Deutsche geniessen in Tonga einen hervorragenden Ruf und es scheint denen dort relativ egal zu sein, welche Ausbildung man hat oder auch nicht. Der Hacken ist nur, dass ein Engagement dort als Ehrenamt aufzufassen ist. Ok. Auf Wyntons Anregung hin fuehrte mich mein Weg am Ostersonntag in das "Greenlane Christian Centre". Nachdem ich in dem eigentuemlichen Bau Platz genommen hatte, schaute ich mich etwas verwundert um, denn was dort vorbereitet war kam nicht meiner Vorstellung eines Ostergottesdienstes gleich. Ohnehin ist es ein Gebauede, das weder von aussen noch von innen einer europaischen Kirche gleicht, sondern vielmehr einer Konzerthalle nahekommt. Vor der Buehne liess sich ein Orchestergraben erspaehen, aus dem E-Gitarren und ein Schlagzeug herausragten. Als die Lichter an der Decke anfingen zu funkeln, die Rueckkopplungsgerausche einsetzten und der Vorhang zu zucken begann, ergriff ich hastig das mir am Eingang gereichte Programmheft und vergewisserte mich, dass ich richtig war. Sogleich wurde es mir offenbar: Ich war in einer Art Kirchenmusical. Da ging es auch schon los. Insgesamt eine sehr erfrischende Darbietung der Ostergeschichte mit einem inspierierendem Jesus in der Hauptrolle und einer recht eigenen Interpretation. Auch die Musiktitel waren recht originell gewaehlt, machten aber Sinn: Beat it (M. Jackson), Stayin' Alive (Beegees), I am a believer (Monkees), u.a. Die Woche nach Ostern startete dann mit dem WYNRS Holiday Program, welches es in sich hat: 8 Stunden insgesamt auf dem Platz, von denen 6 Stunden reines Coaching sind. Dies bei Verhaeltnissen eines wiederkehrendem Sommers mit dementsprechenden Temperaturen. Trotzdem, es macht viel Spass und jeden Abend bin ich auch mit einem Laecheln ins Bett. Was war noch? Die Meike zieht nach wenigen Wochen bereits wieder aus und wird bald mit ihrer Freundin zusammen ziehen. Das Casting fuer ihr Zimmer ist eroeffnet und am ersten Tag waren auch gleich 4 Frauen zum Gucken da. Zum Quiz: Genau 2 Dinge moechte ich den lieben Leuten sagen, die auf den "Unknown and undersized fish" gesetzt haben: Erstens kriegt ihr alle einen Rueffel fuer Frechheit! Ausnahmslos. Und zweitens gibt es leider dafuer ein Sternchen, denn es ist die richtige Antwort! Der Fisch wurde seinerzeit mit viel Kumara (Suesskartoffel) serviert, damit ueberhaupt das Saettingungsgefuehl einsetzt. Der Fisch musste damals sein Leben lassen, weil es einfach zu blutig geworden war. Zur Erinnerung: Es werden bei meiner Rueckkehr Zertifikate mit Sternchen verteilt, also merkt euch bitte die Anzahl eurer richtigen Antworten. Die Ehrlichkeit setzte ich natuerlich voraus ;-)

Mittwoch, 8. April 2009

Auckland, Ostern 2009. Nun hat endgueltig der Herbst in Neuseeland Einkehr gehalten. Lang und schoen war der Sommer dieses Jahr und vielleicht sogar einer der schoensten ueberhaupt, mag man manchen Einheimischen Glauben schenken. Die nun deutlich niedrigeren Temperaturen sind ja nicht schlimm, aber verbunden mit gelegentlichen Schauern und dem starken Wind, der ueber das Land peitscht, laesst das sogar einen hartgesottenen Hamburger nach der langen Hose im Schrank greifen. Es war ueberhaupt das erste Mal, dass ich mir hier seit meiner Ankunft tagsueber eine lange Hose uebergeworfen habe. Nun steht Ostern vor der Tuer und die Freude auf ein paar freie Tage laesst den Sommer aber weiterhin in meinem Gemuet erstrahlen. Die letzten Tage und Wochen waren auch anstrengend gewesen. Am Ende eines Terms faellt neben dem laufenden Trainingsbetrieb immer noch zusaetzlich viel Administratives an. Getreu dem Motto: "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel", will jeder Term auch gut organisiert sein. Somit sind die Vorbereitungen auf den neuen Term mit diversen Promtionenaktionen und unserem Holiday Programm in vollem Gange. Dazu kommt noch, das wir in der Office momentan zu zweit den gesamten Trainingsbetrieb von 200 Kindern und Jugendlichen bewerkstelligen. Daneben erfordert die Pflege der Internetpraesenz und die vielen grossen und kleinen organisatorischen Dinge und Probleme des Alltags unsere volle Aufmerksamkeit. Man muss bedenken, das es sich bei WYNRS nicht zuletzt um ein privatwirtschaftliches Unternehmen handelt, welchem wirtschaftliches Denken zugrunde liegt. Die Konkurrenz u.a. in Erscheinung von Fussballvereinen hat auch ein gestiegenes Interesse daran, sich die Ausbildung des Fussballnachwuchs gut bezahlen zu lassen. Jetzt wird aber erstmal fuer 4 Tage durchgeatmet. Was passiert bei mir ueber Ostern? Ich werde Meike, ihren Freund und noch andere Kiwis in Snells Beach (1 Std noerdlich von AKL) heimsuchen. Dort werden wir in einer Art Ferienhaus uebernachten. Am Samstag muss ich dann schon wieder die Pferde satteln, da ich zum Dinner eingeladen wurde. Das verspricht eine interessante Geschichte zu werden. Bei dem Gastgeber handelt es sich um einen einflussreichen Aucklander, der mit Wynton geschaeftliche und freundschaftliche Verbindungen unterhaelt. Man sagt, dass er nach einem gelungenen Abend Gaeste auch mal gerne nach Tonga in sein Ferienhaus einlaedt. Eine reizvolle Vorstellung. Wynton selbst wird leider nicht dort sein, da er mit seiner Familie ueber Ostern in Wellington weilt. Daneben werde ich noch einen Inseltoern machen und eventuell an einem Gottesdienst in Wynton's Kirchgemeinde teilnehmen. Was war noch? WYNRS hat diese Woche ein Kamerateam engagiert um ein internes Lehrvideo zu erstellen. Da habe ich u.a mit Wynton und meiner Gruppe den Trainingsbetrieb und eine anschliessende Urkundenverleihung durchgespielt. Alles lief super. An den wenigen freien Tagen mische ich mich gerne unter das Partyvolk. Waehrend die Tuersteher in der "Hans-Albers-Klause" auf dem Kiez mit meinen Erscheinungsbild gegen 23 Uhr an der Tuer keine Probleme gehabt haben, raunen ihre neuseelaendischen Kollegen mir ab und an mal zu: "Du willst dir doch bestimmt erstmal ein grosses Wasser an der Bar bestellen, oder?!" "Aber klar! Und danach gibt es einen frisch gepressten Tomatensaft", werde ich das naechstemal erwidern. Grummel. Das Highlight auf diesem Gebiet war eine private Gartenparty in einer Villa letzte Woche, bei der sich 200 Menschen angekuendigt hatten, die gewiss auch alle da waren. Es war echt ungewoehnlich zu sehen, wie sich vor einem Wohnhaus eine so lange Taxischlange aufbaut. Insgesamt eine kurzweilige Veranstaltung mit interessanten Gespraechspartnern. Noch eine nette Anekdote zum Schluss: Eine interessante Konstellation ergab sich neulich beim Soccer for Life. Dort standen inklusive meiner Person 3 Leute auf dem Platz, deren Namen von der englischen Phonetik her identisch ist. Wenn man so will werden alle als "JUSTICE" ausgesprochen. Der Junge und das Maedel(!) werden aber beide "Justyce" geschrieben. Trotzdem irgendwie waren sie mir beide gleich symphatisch ;-)